DIE SOZIALITÄT IM BIENENSTOCK

In diesem Artikel werden das weisheitsvolle Zusammenwirken im Bienenstock und ihre Sozialgestalt beschrieben, können wir als Menschen doch viel von diesem kleinen Sonnen- und Wärmewesen lernen… Die Bienen sind neben Hummeln und Schmetterlingen die einzigen Tiere, die bei der Nahrungsaufnahme nichts zerstören, im Gegenteil: je öfters eine Bienen eine Blüte besucht, desto anregender ist die Wirkung auf ihre Frucht- und Samenbildung und die Frucht gedeiht prächtiger. Aufgrund ihrer Bestäubungsleistung ist die Bienen das drittwichtigste Tier in unserem Ökosystem.

Oder: Wie die Biene uns Vorbild sein kann… in unserem Tun und Handeln

Seit Jahrtausenden lebt der Mensch in einer Kulturbeziehung zu und mit den Bienen, holte sie, das einst wildlebende Waldtier, in die Nähe seiner Behausungen, baute Klotzbeuten, Strohstülper, Körbe und Tonröhren, um sie ihr als Behausung anzubieten, je nachdem was die Landschaft grade hergab.

In vielen Kulturen der Welt wurde die Bienen verehrt, als heiliges Tier betrachtet, als Mittler zwischen dem Göttlichem und dem Menschen angesehen. In den letzten Jahren geriet die Honigbiene in den Focus. Ihr Sterben berührt, schreckt auf, weist auf Zusammenhänge in der Landwirtschaft hin, die eine deutliche Kehrtwende verlangen, ist Seismograph unseres Umgangs mit der Welt.

Doch nicht darauf möchte ich in diesem Beitrag mein Augenmerk richten, vielmehr ist es mir ein Anliegen das weisheitsvolles Zusammenwirken im Bienenstock und ihre Sozialgestalt zu beschreiben, können wir als Menschen doch viel von diesem kleinen Sonnen- und Wärmewesen lernen…

Die Bienen sind neben Hummeln und Schmetterlingen die einzigen Tiere, die bei der Nahrungsaufnahme nichts zerstören, im Gegenteil: je öfters eine Bienen eine Blüte besucht, desto anregender ist die Wirkung auf ihre Frucht- und Samenbildung und die Frucht gedeiht prächtiger.
Aufgrund ihrer Bestäubungsleistung ist die Bienen das drittwichtigste Tier in unserem Ökosystem.

Sie hat zahlreiche Ähnlichkeiten mit uns Menschen: hat sich an nahezu alle Klimazonen angepasst, besitzt in ihrer Brutzeit eine ähnliche Körpertemperatur wie wir Mensch , füttert ihren Nachwuchs mit einer selbsthergestellten Flüssigkeit, der sogenannten Ammenmilch und bedient sich einer Art Symbolsprache, dem Tanz.

All die Substanzen, die die Biene hervorbringt, der Honig, das Wachs und das Propolis, sind heilsam, sie sind das Ergebnis aus Sonnenwärme, Pflanzensaft und Bienenwirken und die Heilwirkung entsteht durch die Ver-Wandlungsprozesse im Inneren der Bienen.
Die Apitherapie, so wird dieser heilbringende Bereich der Bienenkunde genannt, erneut sich in den östlichen Ländern immer noch einer großen Beleibtheit und erfährt auch bei uns allmählich eine Renaissance.

Ihr Leben vollzieht sich (zu 90%) im Verborgenem des Bienenstockes, im sprichwörtlichem Stockdunklem, nicht sichtbar für unsere Wahrnehmung, eher das meditative herantastende Wahrnehmen führt uns zu einer inneren Begegnung mit ihren wertvollen Substanzen.

Im Bienenvolk erleben wir ein sehr weisheitsvolles Zusammenwirken: hier leben die drei Bienenwesen die Königin, die Arbeiterinnen und die Drohnen mit ihren unterschiedlichen Entwicklungszyklen und Aufgabenteilungen, die nicht übertragbar oder gar austauschbar sind.

Bei den Arbeiterinnen, dem Großteil der Bienen eines Stockes, erleben wir sehr differenzierte und aufeinander abgestimmte Aufgabenteilung und Handlungsweisen, die im Notfall jedoch jederzeit wieder reaktiviert und von allen Schwestern übernommen werden können, so dass alle lebensnotwendigen Prozesse für das Bienenvolk stets am Laufen gehalten werden können.

Das Zusammenleben in einem Bienenstock folgt sehr weisheitsvollen Prinzipien: keines der drei Bienenwesen lebt ohne die anderen, bzw. kann nicht ohne die beiden anderen überleben!
Das Leben geschieht ausschließlich im miteinander indem sich jedes Bienenwesen dem anderen dienend zur Seite stellt. Niemals agiert eine Biene aus eigennützigen Motiven, nur für den eigenen Vorteil. Immer ist das eigene Wirken auf das Wohlergehen und den Fortbestand der Gemeinschaft hin orientiert.

Die beiden Prinzipien EINER FÜR ALLE und ALLE ZUM WOHLERGEHEN DER GEMEINSCHAFT lassen etwas entstehen was als Ganzes größer ist, als die Summe seiner Teile.

Wir erleben hier im Bienenvolk eine „Sozialgestalt“, die für uns Menschen zukunftsweisend sein kann.
Würden wir uns die Bienen, mit ihren auf die Gemeinschaft bezogenem Tun, zum Vorbild nehmen und unser Handeln danach ausrichten, sähe die Welt schon ein wenig besser aus!

Über kein anderes Tier hat Rudolf Steiner soviel gesprochen wie über die Bienen („Vom Wesen der Bienen“; Arbeitervorträge 1924) und deutete an anderer Stelle an, dass die Bienen als unserer Schwestern-Wesen auf die Welt gekommen seien um uns Menschen Vorbild zu sein. Sie zeigen uns, wie wir im Sozialen zusammenwirken können.
Die Biene will nie für sich, sie will immer für die Gemeinschaft!
Rudolf Steiner beschreibt ihre Liebefähigkeit als vorbildhaft für uns Menschen und sagt „der ganze Bienenstock ist von Liebe durchzogen“.
Ihr demokratischen Prozesse, bei der Suche nach einer neuen Behausung beispielsweise, dienen als Anregung für Entscheidungsfindungsprozesse im Management, ihre Tanzsprache fasziniert Wissenschaftler, Bienenkundler und Imker gleichermaßen.

All ihr Handeln ist auf Zukunft ausgerichtet: von den Vorräten, die die Sommerbienen eintragen leben die Winterbienen in der Zeit, wo in der Natur nichts zu finden ist.
Sie kommunizieren über Düfte und ihre Tanzsprache und begeistern sich so gegenseitig für die anstehenden Aufgaben.

Was heißt das nun für uns, unsere Aufgaben, unserer Einrichtungen und die Selbstverwaltung??

Es kann heißen, dass wir die unterschiedlichen Gremien/Aufgabenbereiche in unseren Einrichtungen, seien es Kindergärten, Schulen, Höfe oder Lebensgemeinschaften, als dienende Teile eines GANZEN sehen lernen, wohl wissend, dass wir nur im mit- und nicht im gegeneinander uns und unsere Einrichtungen weiter entwickeln können.

Es kann heißen, dass wir uns gegenseitig unterstützen, vernetzen und begeistern für die anstehenden Aufgaben und dass im Zusammenwirken der Gremien und unterschiedlichen Aufgabenbereiche etwas Neues entstehen kann, ein großes Ganzes, das Wesenhafte der Einrichtung , entstanden aus der Wärme des Miteinanders wo jeder sein Bestes gibt.

So kann das Wirken im Bienenvolk ein Bild sein für die sozialen Gemeinschaften der Zukunft, sowohl im großen Organismus als auch in jeden einzelnem Menschen.

Bienenleben immer im Vertrauen, im gegenseitigen Respekt und in Liebe zueinander. Und immer auch aus der Fülle heraus. Sie vertrauen darauf, dass jede Bienenschwester so gut arbeitet wie sie eben kann, hier erfolgt keine Kontrolle wie es in unserer heutigen Gesellschaft mit ihrem Kontrollwahn üblich ist, sie vertrauen … und wo Not ist springen sie ein, helfen, stellen ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Verfügung.

Alle Entscheidungen die das Bienenvolk betreffen werden sorgfältig geprüft und die Qualität offen geteilt. Die Bienen leben aus der Fülle und haben das Teilen als Lebensprinzip. Eher verhungert das ganze Bienenvolk als dass 300 gefütterte Bienen überleben, sie geben alles weiter, so dass jede Biene etwas vom Futter erhält.

Wenn wir als Menschen nicht lernen zu teilen ist unser Fortbestand auf der Welt nicht länger gesichert. Das Gefühl der „Fülle“ leben heißt Teilen! Auch für uns Menschen.

Mein Imkerkollege Johannes Wirz sagt dazu: „Wir müssen ja nicht das letzte Hemd abgeben, aber gerne das zweitletzte!“.

Auch die Liebekraft die wir in jedem Bienenvolk erleben können darf uns Grundlage für unser Handeln und jede menschliche Beziehung sein.

So können die Bienen uns Wegweiser und Vorbild sein, sowohl für jeden Einzelnen als auch für die Organismen in denen wir verantwortlich tätig sind.

DEM GANZEN DIENEN, DAS LEHREN UNS DIE BIENEN.
Ferdinand Gerstung

Und, um es mit Rudolf Steiner auszusprechen:

HEILSAM IST NUR, ,WENN IM SPIEGEL
DER MENSCHENSEELE SICH BILDET DIE GANZE
GEMEINSCHAFT UND IN DER GEMEINSCHAFT LEBET
DER EINZELSEELE KRAFT.

Barbara Leineweber
Fachberaterin der Praesensio Fachberatungsgesellschaft mbH
Demeter Imkerin und Imkerberatung Demeter NRW